Auf den Fußspuren der Wächter in Ringkøbing.
Ringkøbing ist bekannt für seine singenden Wächter, die im Juli und August ab 20.00 Uhr durch die Straßen der Stadt ziehen und sich auf dem Marktplatz versammeln. Im Hotel Ringkøbing haben die Wächter ihre eigene Stube „WÄCHTERSTUBE“, wo sie an einigen Abenden im Sommer zusammen mit
Gästen singen.
Die Nachtwächter wurden schon im Jahre 1294 beim Kopenhagener Stadtgericht erwähnt. Ihre Aufgabe war, mit Feuern Aufsicht zu halten, und in der Nacht in den Strassen die Runden zu machen, Unter König Christian V erhielt die Hauptstadt ein Wächterkorps, das auch dafür sorgen sollte, die Laternen der Stadt anzuzünden und auszulöschen, Schlägereien und Diebstähle abzuwehren und die Schuldigen zu verhaften.
Die Uniform der Nachtwächter bestand aus Kappe, Gürtel und einer dicken Mütze. Die Bewaffnung bestand aus Degen und Morgenstern (Stab mit Kugel oben. Die Kugel ist mit 12 Spitzen versehen. und man ermutet, dass diese Anzahl den zwölf Monaten des Jahres entspricht). Später wurde der Degen abgeschafft. Der Gürtel wurde beibehalten, um die betrunkenen Leute festzuschnallen, wenn sie auf eine Feuerleiter wegtransportiert wurden.
1785 wurden zwei Bürger als Rathausdiener am Tage und Wächter in der Nacht beschäftigt. Bei Tage sollten sie die Rathausstube reinigen und heizen und auch die Gefangenen bedienen. Ausserdem waren sie Kirchendiener und Gerichtsboten. Um 9 Uhr abends, wenn die Kirchenglocke schlug, sollten sie die grosse Glocke läuten und ihre Runde beginnen.
Wenn die Glocke vollschlug, sollten sie durch die Strassen gehen - das erste Mal um 10 Uhr - und die Wächterverse singen. Einige Quellen behaupten, dass die Wächter singen mussten, um zu zeigen, dass sie noch wach waren.
Es war kein ansehnlicher Beruf, Wächter zu sein, und die Romantik, womit wir den Beruf nun verbinden, ist erst heute entstanden. Besonders war es die Pflicht der Wächter, Feuer zu beaufsichtigen, denn die Löschgeräte waren schlecht, und die Häuser hatten leicht entzündbare, mit Stroh gedeckten Dächern. Viele Städte wurden eingeäschert, Ringkøbing ist aber in der Neuzeit mit grossen, zerstörenden Feuern verschont worden.
Als Kopenhagen im Jahre 1862 Gasbeleuchtung erhielt, wurden die Wächter überflüssig. Ihre übrigen Aufgaben waren zu der Zeit schon von der Polizei übernommen worden. In vielen Städten setzten die Wächter jedoch lange mit ihrer nachtlichen Runde und ihrem Wächtergesang fort.
In Jahr 1975 hat man in Ringkøbing die alte Wächtersitte wieder aufgenommen. Seitdem haben die Wächter ein paar Wochen jeden Sommer ihre Runde gemacht. Dieser Zeitraum wurde 1991 auf zwei Monate erweitert, und das Wächterkorps zählt nun acht Mitglieder, die eine Wächterzunft gegründet haben. Die Zunft repräsentiert Ringkøbing bei den europäischen Wächtertreffen.
Hört was die Uhr geschlagen,
Hausherr, Mädchen und Knab'.
Jetzt ist die Zeit
wo man zur Ruhe gehen muss.
Befehl dem Herrn die Seel'n.
Seid klug und weiss,
hüt Feu'r und Licht.
Die Uhr schlug eben zehn.
Gelobt sei Gott, der Herr,
Ihm sei Lob, Preis und Ehr’.
Der Wind weht aus Südwest.
